Heute möchte ich eine Hörer*innen-Frage beantworten. Ich habe vor einiger Zeit eine Umfrage in meinem Newsletter gemacht und meine Leser um ihre drängendsten Fragen gebeten. Besonders häufig ging es in den Antworten um die Angst vor der Sichtbarkeit. Sollte dieses Thema für dich relevant sein, verzage nicht. Denn du bist damit nicht allein. Ich glaube, dass viele, wenn nicht sogar alle Anbieter irgendwann mit dieser Angst in Kontakt kommen. Die Ursachen für Sichtbarkeitsangst sind vielfältig. Auf einige gehe ich in diesem Beitrag zunächst ein. Im Anschluss bekommst du zehn Mutmacher, die dich bei deinem Weg in die Sichtbarkeit unterstützen. Hier als Podcast anhören:

 

Ursachen für die Angst vor Sichtbarkeit

Es gibt meiner Meinung nach vier mögliche Gründe für die Angst vor der Sichtbarkeit. Das sind gesellschaftliche oder erzieherische Gründe. Dann gibt es evolutionäre oder soziale Gründe. Und es gibt persönliche Gründe. Mit Sicherheit gibt es weitere, die ich unerwähnt gelassen habe.

Gesellschaftliche oder erzieherische Ursachen für die Furcht vor Sichtbarkeit

Fangen wir an mit den gesellschaftlichen oder erzieherischen Gründen an. Sie kommen zum Tragen, je nachdem in welcher Zeit du geboren bist. Ich bin in den 1960er Jahren geboren und zu dieser Zeit haben viele von uns gelernt, wenig Raum zu beanspruchen. Kinder durfte man sehen, aber nicht hören und Widerworte wurden bestraft. Es war in den meisten Familien zu dieser Zeit nicht erwünscht, dass Kinder eine eigene Position zu einem Thema einnehmen. Das ist erst später möglich geworden. Eigensinn stand nicht besonders hoch im Kurs. Die Reaktion vieler Eltern darauf war entweder ignorieren oder bestrafen. Kind sein in den Siebzigern und Achtzigern bedeutete, unter dem Radar her zu fliegen. Wenn du das gelernt hast, hast du gelernt unsichtbar zu sein. Besonders für diese Menschen kann Sichtbarkeit eine Herausforderung sein. Falls du also aus dieser Zeit kommst und dich bisher gewundert hast, warum es so schwer für dich ist: die Gesellschaft hat das so vorgegeben und die Kinder dieser Zeit geprägt. Für ein solches Kind war es fast unmöglich, sich mit einer anderen Meinung außerhalb der Gesellschaft zu stellen. Deshalb passen sich Kinder in der Regel an und machen nach, was sie bei ihrem Umfeld beobachten.

Evolutionäre oder soziale Ursachen für die Angst vor Sichtbarkeit

Wir sind soziale Wesen und wollen dazugehören. Der Ausschluss aus der „Sippe“ ist mit Urängsten belegt. Es hat Zeiten gegeben, in denen Menschen auf sich allein gestellt starben. Für sie war Zugehörigkeit existenziell. Ich vermute, dass diese Urangst des ausgestoßen werden oder nicht mehr dazugehören noch immer in uns wirkt. Deshalb haben viele vermutlich Angst davor, etwas falsch zu machen. Generation um Generation hat Erfahrungen damit gemacht und diese an seine Nachfahren weitergegeben. Diese Erfahrungen könnten auch unsere Urängste geprägt haben. Das halte ich für einen weiteren wesentlichen Grund dafür, dass es vielen so schwerfällt, mit einer klaren Position nach außen zu gehen.

Persönliche Ursachen für die Angst vor Sichtbarkeit

Eine persönlicher Grund dafür könnte etwa sein, dass ein Mensch generell nicht gerne im Vordergrund steht. Das ist bei vielen Introvertierten der Fall. Auch bei sensiblen oder hochsensiblen habe ich das schon beobachtet. Auch bei Menschen, die eher forschen oder konzeptionell arbeiten. Sie stehen ebenfalls meist nicht gerne im Vordergrund. Ihre Stärke liegt in anderen Bereichen, z. B. in einem, der viel Konzentration benötigt. Ein weiterer persönlicher Grund für Sichtbarkeitsangst kann sein, dass die Technik als überfordernd wahrgenommen wird. Um sichtbar zu werden, benötigen wir heute zumindest ein Minimum an digitalen Skills. Nicht jedem fällt das leicht. Eine weitere Ursache für Zurückhaltung könnte sein, dass du krank bist, oder dich schlapp und ausgelaugt fühlst. Ich habe bei mir beobachtet, dass ich, wenn ich mich urlaubsreif fühle, mich weniger vor die Kamera traue. Und wer über viele Jahre sehr viel arbeitet – wie es bei Selbständigen der Fall ist – bei dem kann der Energiemangel auch zu einer Konstanten werden. Möglich ist auch, dass jemand einen Leitfaden für seine Schritte in die Öffentlichkeit braucht. Dann ist vor der Kamera sehr vieles gleichzeitig zu beachten. Du musst in die Kamera schauen, deinen Leitfaden beachten, lächeln und dein Thema schwungvoll rüberbringen. Für mich ist es beispielsweise superschwierig, den Leitfaden los zu lassen und einfach drauflos zu quatschen, obwohl ich weiß, dass ich dann eigentlich am besten bin. Ein weiterer wesentlicher persönlicher Grund kann sein, dass du richtig gesehen werden möchtest. Hier wird deutlich, warum eine klare Positionierung so wichtig ist. Denn wenn die Positionierung nicht mehr oder noch nicht richtig passt, dann kannst du damit nicht voller Überzeugung nach draußen gehen. Du hältst dich dann zurück, weil du dich mit den Inhalten, dem Design oder der Botschaft insgesamt nicht mehr identifizieren kannst. Das habe ich bei mir selbst und auch bei vielen Kunden beobachtet.

Mit diesen 10 Mutmachern die Angst vor Sichtbarkeit überwinden

Du siehst, dass es sich bei der Angst vor Sichtbarkeit wirklich um ein komplexes Thema handelt. Es ist besser, wenn du das nicht allzu persönlich nimmst. Keiner dieser Gründe, auch nicht die persönlichen, haben irgendwie damit zu tun, dass mit dir irgendwas nicht stimmt. Jeder Mensch hat diese Angst. Die einen in dem einen Bereich, die anderen im einem anderen. Für jeden ist es eine Herausforderung rauszugehen und sich zu zeigen. Damit du es leichter damit hast, teile ich mit dir meine zehn Mutmacher gegen die Angst vor Sichtbarkeit.

1. Die Angst vor der Sichtbarkeit akzeptieren

Diese Angst ist nicht nur schlecht. Sie hilft dir dabei, herauszufinden was für dich stimmig ist. Du kannst besser „finetunen“, womit du rausgehen möchtest. Ängste sind Hinweisgeber. Wie kleine Lichter beleuchten sie die Bereiche, die wir uns noch einmal etwas genauer anschauen sollten.

2. Das Bedürfnis nach Entfaltung und Wachstum als Gegenspieler wahrnehmen

Neben der Angst vor der Sichtbarkeit besteht meist auch ein Bedürfnis nach Entfaltung oder Wachstum. Du kannst deinen Fokus auf dieses Bedürfnis lenken uns es so als Motor nutzen. Dieser Fokus hilft dir dabei, die Angst vor Sichtbarkeit step-by-step überwinden. Hier erfährst du mehr darüber, wie du deine Bedürfnisse leichter wahrnimmst.

3. Das eigene Wachstumstempo anerkennen

Es bringt dir nur Stress, wenn du dich von den ganzen Ratschlägen und Tipps – von all den „Du musst dies. Du musst das. Du musst Tempo machen. Nur der Schnelle gewinnt“ hetzen lässt. Damit erreichst du nur das Gegenteil. Denn am Ende wirft es dich zurück, wenn du versuchst schneller zu sein, als es dir entspricht. Besser ist: Akzeptiere dein Tempo, aber bleib dran.

4. Den eigenen Knackpunkt finden

Ich habe immer gedacht, ich hätte ein Problem mit Kamera. Aber es ist nicht die Kamera an sich, die für mich problematisch ist, sondern dass ich so vieles auf einmal achten muss. Ich bin ein sehr fokussierter Mensch und wenn ich dann so viele Sachen gleichzeitig machen muss, dann bin ich überfordert. Sicherlich lerne ich das irgendwann mal und bekomme diese Souveränität mit der Kamera. Aber diese Hürde fällt mir nicht leicht, an der knack ich schon seit Jahren herum. Aber ich bleibe dran, probiere es wieder. Zwischen den Versuchen lege ich Pausen ein. Und wenn ich bereit bin, dann fange ich wieder an. Mit jedem Mal wird es ein bisschen leichter. So war es auch bei Webinaren. Die haben mich zu Beginn total überfordert. Irgendwann habe ich dann aber gemerkt, dass es mit guter Vorbereitung, einer klare Strategie und einer guten Präsentation ganz leicht wird, mich selbst und die Zuschauer im Webinar zu führen. Heute machen mir Webinare Spaß und ich bin total entspannt dabei. Es gibt immer irgendeinen Weg, wie du deinen Knackpunkt überwinden kannst und dir selbst Brücken bauen kannst.

5. Deine eigene Botschaft als wichtig anerkennen

Du wärst nicht hier und hättest diese Botschaft nicht, wenn sie nicht für irgendwen da draußen wichtig wäre. Solange du deine Stimme nicht erhebst, hört es keiner. Das ist das, was ich mir auch eine ganze Zeit lang gesagt habe. Erst als mir klar wurde, dass es Menschen gibt, die meine Botschaft wichtig finden, konnte ich mich damit leichter zeigen.

6. Den Nutzen deiner Botschaft für andere erkennen

Wenn du den Nutzen deiner Botschaft für andere Menschen selbst erkennst – oder noch besser spürst, dann kannst du leichter damit rausgehen. Frage die Menschen danach, wie deine Arbeit ihnen weiterhilft. Es tut gut, das aus dem Mund anderer zu hören.

7. Die Konsequenzen erkennen, wenn du deine Botschaft zurückhältst

Zögerst du danach immer noch, dann mach dir bewusst, was passiert, wenn du deine Botschaft weiter zurückhältst. Was sind die Konsequenzen, wenn du nicht damit rausgehst? Es sieht keiner. Du bleibst in dem Bereich, in dem sich viele bewegen, die nicht sichtbar werden. Wahrscheinlich bemerkst du das an deinen Umsätzen. Es kommen weniger Kunden. Klar, du hast dann auch weniger Kritiker. Das führt mich jetzt zum nächsten Punkt, zum nächsten Mutmacher.

8. Sich der Angst vor der Ablehnung stellen

Am Anfang bekommst du vielleicht nur eine kleine Kritik. Aber irgendwann taucht dann doch mal einer auf, der richtig einen raushaut. Ich kann mich dran erinnern. Bei meinem ersten Interview habe ich Andrea Lindau interviewt. Ich war sehr aufgeregt und hatte überhaupt keine Ahnung, wie man das macht. Nachdem ich es online gestellt hatte, habe ich einige Kritik bekommen. Einige Kommentare waren nicht so freundlich. Mit war klar: Ich muss bei Interviews noch einiges dazulernen. Um die Kritik ein bisschen zu relativieren, habe ich mir dann angeschaut, von wem sie kam und ob meine Kritiker selbst sichtbar sind. Wenn mich jemand mit einem eigenen YouTube Kanal oder anderer Reichweite kritisiert, nehme ich das zum Anlass so viel wie möglich von ihm zu lernen. Dann bin ich dankbar für seine Kritik. Kritisiert mich jemand ohne jegliche Sichtbarkeit, ist dies für mich lediglich eine Anregung darüber nachzudenken. Ich nehme sie mir aber nicht allzu sehr zu Herzen. Ich habe mir das Interview mit etwas Abstand angeschaut und mir aufgeschrieben, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Dich der Angst vor der Ablehnung zu stellen bedeutet, dass du nicht perfekt sein musst. Achte darauf, von wem du Kritik bekommst und schicke deinen inneren Kritiker auf Urlaub.

9. Herausfinden, welche Position du einnehmen möchtest

Du musst nicht direkt die ganz große Kelle rausholen. Aber du klar sagen „Dafür kann ich jetzt schon Position beziehen.“ Positionierung entwickelt sich mit dem Menschen zusammen weiter. Wenn du eine Personenmarke positionierst, dann ist ziemlich klar, dass die Positionierung sich mit den Jahren verändert, weil sich der der Mensch dahinter weiterentwickelt. Je schneller du dich entwickelst, desto häufiger musst du deine Marke anpassen. Sie muss mitwachsen. So wird auch klar, warum du zu 100 Prozent hinter deiner Botschaft stehen solltest. Dazu gehören natürlich auch Dinge, wie dein Design, deine Markenfarben und die Professionalität, die z. B. deine Website oder deine Profile in den sozialen Medien ausstrahlen. Nur wenn dir das wirklich entspricht, wirst du damit rausgehen. Orientiere dich daher an deinen eigenen Maßstäben für die Professionalität und Qualität, die du mit deiner Arbeit ausdrücken möchtest. Orientiere dich dabei weniger an der Meinung anderer. Ich habe nicht selten bei Kunden erlebt, dass sobald die Positionierung klar war, eine Tür aufging und auf einmal Kunden kamen. Teilweise auch ohne, dass schon etwas auf der Website verändert wurde. Es reichte schon aus, dass es innen klar geworden war. Wenn du so vorgehst, dann fallen dir plötzlich auch ganz viele Sachen für deinen Content ein. Klarheit in der Positionierung ist der wesentliche Schlüssel für Inhalte, die den Nerv deiner Kunden treffen.

10. Bleib dran

Mein Bonus Tipp für heute ist: Bring deine Botschaft in die Welt und erobert dir deine Bühne step-by-step. Bleib dran und lass dir Zeit damit. Setze immer wieder an verschiedenen Stellen an, wenn dir Sichtbarkeit schwerfällt. Gehe nicht zu schnell über deine Verletzlichkeitsgrenzen hinweg, sondern überlege dir gut, wo deine Grenzen liegen. Dann orientiere dich an dem Nutzen für deine Kunden. Dann klappt das auch. Fazit Gehe achtsam und mitfühlend mit deinen persönlichen Grenzen um, aber lasse dich nicht durch sie von deinen Wünschen und Zielen abbringen. Wenn du deine Sichtbarkeitsängste nicht alleine überwinden kannst, such dir Hilfe. Wenn du mit mir darüber sprechen möchtest, nutze gerne mein IDEENGARTEN Strategiegespräch dafür. Blühende Geschäfte wünscht dir

Claudia

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